2025-02-10

Loyal, aber unglücklich: Warum es okay ist, den Absprung zu wagen

In meinen Coachings erlebe ich es immer wieder: Menschen bleiben viel zu lange in Jobs, die sie unglücklich machen, einfach weil sie das Gefühl haben, ihrem Arbeitgeber gegenüber loyal sein zu müssen. Sie fühlen sich verantwortlich für das Team, wollen ihre Kolleg:innen nicht im Stich lassen oder denken, sie „schulden“ dem Unternehmen etwas – sei es wegen vergangener Unterstützung oder langer Betriebszugehörigkeit.

Das Problem? Diese Loyalität ist oft leider nur einseitig. Während du dich so viel für deinen Job gibst und sogar deine eigenen Bedürfnisse hinten anstellst, läuft der Betrieb weiter – mit oder ohne dich. Ich frage meine Kund:innen dann oft „Was bringt dir diese Loyalität, wenn sie dich unglücklich macht?“

Loyalität oder Selbstaufgabe?
Loyal zu sein klingt an und für sich nach was Gutem, oder? Du willst deine Kolleg:innen nicht hängen lassen, dein:e Chef:in war vielleicht immer gut zu dir, oder das Unternehmen zahlt dir ja ein gutes Gehalt. Versteh ich.

Aber: Loyalität sollte niemals bedeuten, dass du dich selbst vergisst. Wenn du dich ständig für den Job aufreibst, aber nicht wirklich etwas zurückkommt – keine Wertschätzung, keine Entwicklungschancen, keine Freude – dann läuft was schief. Und nein, das macht dich nicht illoyal oder undankbar. Es ist dein gutes Recht, diese Dinge einzufordern.

Warum fällt es uns so schwer, loszulassen?
1. Emotionale Bindung: Nach Jahren im gleichen Team werden Kolleg:innen oft zu Freund:innen. (Um ehrlich zu sein, ich habe dieses Bild von einer “Familie” in der Arbeit immer gehasst…) Aber ja, gute Kolleg:innen helfen einem oft durch schwierige Projekte und machen die Arbeit erträglicher. Und trotzdem, du darfst dein eigenes Glück an erste Stelle geben.
2. Verantwortungsgefühl: Du denkst, ohne dich geht der Laden unter? Spoiler: Tut er nicht. Im Unternehmen wird’s weiter gut laufen, auch wenn gute Leute gehen.
3. Angst vor dem Unbekannten: Veränderung macht Angst. Was ist, wenn der neue Job noch schlimmer ist? Aber was, wenn er besser ist? Du wirst es nie wissen, wenn du es nicht versuchst.
4. Dankbarkeit: Okay, der Job hat dir mal geholfen. Aber Dankbarkeit heißt definitiv nicht, dass du für immer bleiben musst.

Die Schattenseite von zu viel Loyalität
Wenn du zu lange an einem Ort bleibst, der dich nicht mehr glücklich macht, passiert Folgendes:

- Du stagnierst. Keine neuen Herausforderungen, keine Entwicklung. Stillstand ist Rückschritt.
- Du riskierst deine Gesundheit (!). Dauerfrust kann auf Dauer krank machen – mental und körperlich.
- Du verpasst Chancen. Während du dich an den alten Job klammerst, wartet da draußen vielleicht dein Traumjob?!

Also wie überwindest du die Angst vorm Kündigen?
Reflektier mal ehrlich: Bleibst du aus Loyalität oder aus Angst vor dem Neuen?
Reden hilft: Vielleicht gibt’s ja doch noch Lösungen – ein Gespräch mit deiner Führungskraft kann Wunder wirken.
Schau dich mal um: Was gibt es sonst noch da draußen? Bewerben heißt nicht gleich kündigen.
Tausch dich aus: Sprich mit Leuten, die diesen Schritt schon gemacht haben. Du bist nicht allein.
Werde dir bewusst: Kündigen heißt nicht, illoyal zu sein.

Am Ende des Tages ist Kündigen kein Verrat, sondern ein ganz normaler Schritt in deiner beruflichen Entwicklung. Die meisten Arbeitgeber erwarten nicht, dass du für immer bleibst – warum solltest du es dann von dir selbst erwarten? Es geht darum, das Beste für dich zu tun, ohne dabei Brücken abzubrennen. Professionell und respektvoll kündigen zeigt, dass du erwachsen genug bist, für dich einzustehen.

Fazit: Loyalität ist gut – aber nicht um jeden Preis.

Es ist super, loyal zu sein. Aber deine Loyalität sollte nicht bedeuten, dass du dich selbst aufgibst. Der Job ist ein Teil deines Lebens, aber nicht dein ganzes Leben. Also frag dich mal ehrlich: Bin ich hier noch richtig? Wenn die Antwort nein ist – dann weißt du, was zu tun ist.

Admin - 11:35:37 | Kommentar hinzufügen

 
 
 
 
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